Das Geschäft mit der Energiewende

Norwegen gilt als Vorreiter bei der Energiewende und der Strom stammt aus erneuerbaren Quellen, der Löwenanteil aus Wasserkraft. Die Elektrifizierung von Infrastruktur, Verkehr, Logistik oder auch der Bauwirtschaft schreitet so, allerdings großzügig gefördert, voran. – Aber wie schaut das Gesamtbild aus? 

Das Bild zeigt Troll A, mit einer Gesamthöhe von 472m die größte Bohrinsel der Welt, ca. 100km westlich vor Bergen gelegen.

Die Maßnahmen kosten Geld und Norwegen kann es sich leisten. Man muss keine Energie importieren, ganz im Gegenteil: Etwa 60 % der gesamten norwegischen Exporte betreffen den Verkauf von Öl und Gas und der Export von Gas deckt, so nebenbei bemerkt, etwa 30 % des EU-Bedarfs. Diese fossilen Rohstoffe sollen auch weiterhin so lange gefördert werden, solange die Nachfrage da ist und schließlich geschehe das hier auch einen Tick umweltfreundlicher und demokratischer als sonst wo, wird behauptet.

„Angesichts des globalen Problems der Klimaerwärmung ist es ziemlich egal, wo skandinavisches Öl und Gas verbrannt werden,“ stellt Gerold Wagner vom Anti Atom Komitee fest und er ergänzt: „Während das Land einerseits als Aushängeschild für die Energiewende gilt, die im eigenen Land ja auch vorangetrieben wird, soll andererseits das fossile Geschäft ausgeweitet werden, auch mit Bohrungen in der Arktis hat man kein Problem!“

Es sind nicht nur die fossilen Ressourcen, mit denen sich Geld machen lässt. Ein Exportschlager sind auch die Wasserkraftzertifikate, bei denen auch österreichische Energieversorger herzhaft zugreifen, wie vom Anti Atom Komitee kritisiert wird.

„Damit wird der saubere Strom aus Wasserkraft gegen Bares und Fossil- oder Atomstrom eingetauscht. Im übrigen Europa wird damit Strom, oft zweifelhafter Herkunft, zwar ein wenig „grüner“ gemacht, in Norwegen selbst hingegen sieht es rechnerisch dann allerdings so aus, dass 73 % des Stroms auf dem Markt fossiler Herkunft sind und der Anteil an Atomstrom 18 % beträgt, ohne dass ein einziges AKW betrieben wird. An erneuerbarem Strom bleiben nur noch lächerliche 9 % im Land übrig“, betont Manfred Doppler, Obmann des Anti Atom Komitees. (NVE, 2024)

Mit diesen Zahlen liegt Norwegen am unteren Ende jeder Statistik, Strom ist selten wo dreckiger. Wennschon, Folgen hat das kaum! Norwegen bleibt trotzdem Vorbild, und in anderen Ländern ist Strom dank der Zertifikate aber nur scheinbar ein wenig „erneuerbarer“ geworden. Diese große Menge an schmutzigem Strom scheint irgendwie verschwunden zu sein, ist sie aber nicht, wenn man sich eben den Strommix in Norwegen anschaut.

„Norwegen nutzt geschickt die Gegebenheiten in der EU und stillt mit seinen Geschäften die Bedürfnisse anderer, auch die der österreichischen E-Wirtschaft. Hilfreich für eine Energiewende ist diese Handlungsweise aber in keiner Weise und die Stromkunden werden weiterhin für dumm verkauft“, so Doppler und Wagner abschließend.

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